Zugegeben: Wandern war nicht immer mein größtes Hobby. Doch nachdem ich das erste Mal mit gepacktem Rucksack für mehrere Tage unterwegs war, hat sich meine Abneigung in Wanderlust gewandelt. Meine ersten Mehrtagestouren durfte ich direkt in den schönsten Gegenden Neuseelands unternehmen – im Tongariro-Nationalpark und auf der Coromandel-Halbinsel. Auf die letzterer, lediglich zweitägigen Wanderung möchte ich euch gerne mitnehmen
Die Coromandel-Halbinsel liegt nur ca. 50 Kilometer Luftlinie entfernt von Auckland, der größten Stadt Neuseelands. Trotzdem haben wir sie als eine der einsamsten Regionen des Landes erlebt. Denn die Halbinsel ist wenig besiedelt und die Straßen zu den sehr einfachen Campingplätzen sind teilweise noch nicht einmal asphaltiert – und so ist die Reisezeit nicht ohne. Doch wer sich die nötige Zeit nimmt, der wird belohnt von jeder Menge Ruhe und Gelassenheit in einer einsamen, wilden Gegend.
Los geht unsere Wanderung nördlich der winzigen Siedlung Port Charles. Mit dem Leihwagen quälen wir uns knapp eineinhalb Stunden über staubige Schotterstraßen bis zu unserem Ausgangspunkt, dem DOC-Campingplatz in der Stony Bay (589/660 Stony Bay Road, Port Charles 3584, Neuseeland). Hier lassen wir das Auto stehen und folgen dem Coromandel Costal Walkway in Richtung Norden. Mit Blick auf die Pinnacles pausieren wir in der Mittagshitze. Der erste Tag unserer Wanderung führt anfangs durch dichten Regenwald, dann durch offenes Gelände entlang der wunderschönen Steilküste.
Ab und an führt uns der Weg zum Meer. Hier können wir am Wasser rasten und dem Sound des aufgewühlten Meeres lauschen. Weil die Sonne noch hoch am Himmel steht, lassen wir unser eigentliches Tagesziel, den Campingplatz der Fletcher Bay, links liegen und folgen dem Küstenwanderweg hoch über dem Meer weiter bis nach Port Jackson. Auf dem gemütlichen Campingplatz schlagen wir das Zelt auf. Wir genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit der Coromandel-Halbinsel – obwohl wir uns schon gerne mit einem eiskalten Pale Ale für die über zwanzig Kilometer lage Tageswanderung belohnt hätten. Doch in Port Jackson gibt es weder einen Pub, noch einen Kiosk. Aber natürlich haben wir vorgesorgt und genießen unsere Nudeln mit einem leckeren, lauwarmen Weinchen aus dem Rucksack.
Da wir am nächsten Tag nicht denselben Weg zurück nehmen möchten, schlagen wir uns durch das Innland. Der Weg führt uns über Farmland, immer wieder machen wir einen kleinen Umweg um die beeindruckenden Bullen und Kühe nicht zu ärgern… Dann erreichen wir den letzten Teil des Coromandel Mountainbike-Trails, auf dem wir bergab bis zum Campingplatz zurück laufen.
Obwohl wir nur zwei Tage per Pedes unterwegs waren, sind wir ganz schön K.O.. Die neuseeländische Sonne hat uns ordentlich eingeheizt. Deshalb belohnen wir uns in Coromandel City mit einem bequemen Bett in einem der gemütlichen Hotels. In einem Pub genießen wir das lang ersehnte kalte Bier mit passendem Burger. Die Pub-Kultur haben die Kiwis ganz sicher von den Engländern übernommen. Wer sich darauf einlässt, bekommt gutes und preiswertes Essen bei einer hervorragenden Auswahl sehr guter, süffiger Biere.
Bilder und Text: Christian