Flussführer Griechenland: Kallaritikos komplett

Der Kallaritikos ist ein linker Seitenfluss des Arachtos, einem der wasserreichsten Wildflüsse Griechenlands. Er entspringt im Tzoumerka-Massiv des südlichen Pindos-Gebirges. Der Kallaritikos zählt deshalb zu unseren absoluten Lieblingsflüssen, da man ihn auf einer Länge von gut zwanzig Kilometer fast durchgängig befahren kann. Dabei lässt sich der Fluss, wie kaum ein anderer in Griechenland, durch einfache Zufahrtswege in mehrere Abschnitte einteilen und bietet somit für fast jeden Paddler einen passenden Abschnitt im richtigen Schwierigkeitsgrad.

Oberster Kallaritikos

Der oberste Kallaritikos war noch vor wenigen Jahren ein selten gepaddelter Abschnitt. Es gab nur zwei Möglichkeiten, zum Fluss zu gelangen. Entweder man trug sein Kajak eine gute Stunde lang von der Asphaltraße zum Einstieg oder man kletterte über einen ruppigen Hirtenpfad vom Kloster Kipina den Hang hinab. Seit 2020 gibt es mit dem neuen Pindos-Trail einen einfachen Zugang, der einen direkt bis zur kleinen Eselsbrücke führt. Doch hier wollen wir eigentlich noch nicht starten. Komplettiert ist die Befahrung erst, wenn man sein Kajak noch gute 15 Minuten von der Brücke aus am orographisch linken Ufer so weit hochträgt, bis man nicht mehr weiter kommt. Dann einfach einsteigen. Das Wildwasser auf der ca. zwei Kilometer langen Strecke ist durchgehend spannend und wunderschön. Es ist kontinuierlich, gerade bei höheren Wasserständen. Seit 2019 gibt es leider die allerschönste Stelle nicht mehr, eine kleine Stufenkombination, da hier ein großer Fels hinein gerollt ist und jetzt einen fiesen Siphon bildet. Lieber vorsichtig paddeln und einmal mehr aussteigen, bei gutem Pegel zieht es sonst zügig in diese Stelle hinein. Dann, und nur dann, kann der Siphon am rechten Ufer umpaddelt werden. Allerdings nicht ohne Risiko. Umtragen ist sehr leicht.

Steckbrief Oberster Kallaritikos

Länge: Ca. 2km, 2-4 Stunden bei der persönlichen Erstbefahrung

Schwierigkeit: WW IV-IV+, je nach Wasser, eine Umtrage

Charakter: Stark verblockter Low Volume Creek. Je mehr Wasser, desto schwerer wird der Obere.

Gefahren: Teilweise kleine Kehrwasser, eine unfahrbare Stelle mit großem Siphon in der Mitte der Strecke (wird aber jedes Jahr freundlicher)

Einstieg: Alte Eselbrücke  (Google: https://maps.app.goo.gl/x9tRrGLTBoDyr9nC8)

Ausstieg: Doppelbrücke (Google: https://maps.app.goo.gl/pJKCZv8oCePSGkE1A)

Shuttle: One way ca. 15 Minuten, ca. 4km

Oberer Kallaritikos

Der obere Kallaritikos ist nur knapp über einen Kilometer lang, gehört aber zum Schönsten, was dieser kleine Fluss zu bieten hat. Oberhalb der Doppelbrücke von Christi trägt man sein Boot durch die Platanen zum Fluss und setzt auf glasklarem Wasser ein. Auf den ersten Metern geht es spritzig los, je nach Wasserstand gibt es sogar eine hübche kleine Surfwelle. Nach der Durchfahrt vor der Brücke (ganz links über die Platte geht es ganz einfach) folgt ein längerer Katarakt. Am Ende lässt es sich rechts wie links gut sicher. Verblockt und stufig geht es noch einige hundert Meter weiter, dann folgt nach einer Linkskurve ohne technische Schwierigkeiten ein Baum, der hier seit Jahren im Bach liegt. Im Zweifel umtragen.

Steckbrief Oberer Kallaritikos

Länge: Ca. 1,5km, 30Minuten

Schwierigkeit: WW III-IV, je nach Wasserstand

Charakter: Stark verblocktes Wildwasser, kleine Stufen und enge Durchfahrten

Gefahren: Teilweise kleine Kehrwasser, Klemmgefahr bei wenig Wasser nach der ersten Rechtskurve, (die Stelle hat sich 2023 verändert), am Ende, nach einer starken linkskurve liegt seit Jahren ein Baum, der 2023 im Frühjahr aber das erste Mal ohne Probleme umfahren werden konnte.

Einstieg: Doppelbrücke (Google: https://maps.app.goo.gl/pJKCZv8oCePSGkE1A)

Ausstieg 1: Im Kiesbett, allerdings nur mit tauglichem Fahrzeug (Google: https://maps.app.goo.gl/zJj3yZn9vrfJigwW6)

Ausstieg 2: Gokou Brücke (Google: https://maps.app.goo.gl/wUGf4Q5Nq8fqz8NA9)

Shuttle von Ausstieg 1: One way ca. 10 Minuten, ca. 4 Kilometer

Shuttle von Ausstieg 2: One way ca. 35 Minuten, ca. 19km

Kiesbett-Strecke Kallaritikos

Ein ca. fünf Kilometer langes Kiesbett wartet auf jene, die den oberen oder obersten Kallaritikos mit der Kallaritikos-Schlucht verbinden möchten oder einfach ein ganz einfaches Stück paddeln möchten, auf dem man die wunderbare Landschaft in Rückenlage genießen kann. Aber vorsicht, hier gibt es hin und wieder das eine oder andere Baum- oder Strauch-Hinderniss.

Steckbrief Kiesbett-Strecke

Länge: Ca. 6km, 1 Stunde

Schwierigkeit: WW II – II+

Charakter: offenes Kiesbett, einige Wellen und Steine

Gefahren: Achtung vor Baumhindernissen, Wehr mit Eisen unter der Gokou-Brücke am Ende dieses Abschnitts

Einstieg 1: Doppelbrücke (Google: https://maps.app.goo.gl/pJKCZv8oCePSGkE1A)

Einstieg 2: Im Kiesbett, allerdings nur mit tauglichem Fahrzeug (Google: https://maps.app.goo.gl/zJj3yZn9vrfJigwW6)

Ausstieg: Gokou Brücke (Google: https://maps.app.goo.gl/wUGf4Q5Nq8fqz8NA9)

Shuttle zum Einstieg 1: One way ca. 35 Minuten, ca. 19 Kilometer

Shuttle zum Einstieg 2: One way ca. 25 Minuten, ca. 15 Kilometer

 

Kallaritikos-Schlucht

Nach dem eher entspannten Kiesbett-Stück gräbt sich der Kallaritikos immer tiefer in eine enge Schlucht ein. Die Schwierigkeiten nehmen zu, auf flottem Wildwasser im dritten Grad geht es in Richtung Durchbruchklamm. Nach der sportlichsten Stelle, dem Eingang zur Klamm, ist es nur noch schön. Eng zwar aber absolut fair, ohne nickelige Stellen, geht es in Richtung Arachtos. Das spannende an der Sache: Wer bei viel Wasser im Eingang zur Klamm krault, der kommt nur schwer wieder ins Kajak. Hier kommt es dann auf die Buddies an. Im schlimmsten Fall genießt man die Kallalritikos-Klamm aus der Fischperspektive… Nach gut eineinhalb Kilometern macht die Klamm wieder auf, es wird wieder Licht. Bis zur Mündung folgen noch ein paar wirklich schöne Stellen im offenen Flussbett.

Steckbrief Kallaritikos-Klamm

Länge: Ca. 7km, 1-3 Stunde

Schwierigkeit: WW III (III+)

Charakter: Anfangs offenes Wildwasser, dann Klamm

Gefahren: Achtung auf dem ersten Kilometer, hier befinden sich vermehrt Eisenteile im Fluss

Einstieg: Gokou Brücke (Google: https://maps.app.goo.gl/wUGf4Q5Nq8fqz8NA9)

Ausstieg: Im Arachtos, entweder in Plaka im Camp oder an der Politsa-Brücke (Google: https://maps.app.goo.gl/7139iWQtHK9ZgF787)

Shuttle Gokou-Brücke bis Politsa-Brücke: ca. 40 Minuten, 20 Kilometer (sehr lohnend mit grandiose Aussicht in die Arachtos-Schlucht)

Weitere Infos rund um den Kallaritikos

Beste Zeit

Der Kallaritikos läuft in der Regel im Winter und im Frühjahr. Am schönsten ist es zur Schneeschmelze ab März/April, wenn das Wasser vom Schmelzwasser leicht trüb ist. Der Oberste läuft auch bei wenig Wasser, wenn die Klamm unten schon zu wenig hat. Nach den typisch trockenen Sommern ist ab November wieder mit Wasser zu rechnen, wenn die ersten starken Gewitter über die Berge ziehen und kräftig Regen mitbringen. Die Bilder mit dem braunen Wasser und dem bunten Laub sind während des Pindos-Festivals im November 2017 entstanden.

Camp

Das beste Camp und Dreh und Angelpunkt für die Befahrung von Kallaritikos und Arachtos ist das Via Natura Kayak Camp von Nikos und Marina in Plaka. Hier endet die große Arachtos-Klamm. Wer von der obersten Einsatzstelle des Kallaritikos bis hierher paddelt, der hat gut 28 Kilometer auf dem Tacho. Wer sich von den beiden zum Einstieg shutteln lässt, der sitzt für diese lange Zwei-Schluchten-Tour lediglich eine gute Stunde im Auto – das ist ein hervorragender Deal!

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