Mitte Juni sind wir mit einer kleinen Crew von insgesamt sieben Paddlern aufgebrochen, um die Ostküste der Insel Cres mit dem Seekajak zu entdecken. Sechs Tage Zeit im Gepäck, Start und Ziel auf der Insel Krk. Obwohl wir schon seit über zehn Jahren Seekajakreisen durch die Kvarner Bucht anbieten, kannten wir Cres bisher nur aus der Ferne. Eine Pilottour war demnach längst überfällig.
Kurz nach den Grenzöffnungen zu Kroatien waren wir überrascht, wieviele Urlauber sich schon wieder auf den Campingplätzen der Insel Krk, unserem Startpunkt für die Reise nach Cres, tummelten. Zum Glück war erst einmal nur eine Übernachtung auf einem festen Camp geplant, denn in den nächsten Tagen stehen die komplett einsamen Strände der Kvarner Bucht auf dem Plan. Doch vorher müssen wir dem Endeckergeist der Pilottour gerecht werden und die kulinarischen Möglichkeiten am Startort auschecken. Schnell finden wir in Nijvice ein gemütliches Restaurant.
Gut gestärkt heißt es am nächsten Morgen die Klamotten für die nächsten Tage in die Seekajaks zu packen und uns aufzumachen in Richtung Cres.
Bereits nach einigen Kilometern locken uns die ersten kleinen Buchten ins Wasser. Bei knapp dreißig Grad bietet selbst die gut gewärmte Adria eine willkommende Abkühlung. In der großen Bucht von Malinka bekommen wir eine gesalzene Prise Südwind ab, bevor der Campingplatz in Glavotok zur nächsten Pause ruft. Hier wollen wir nicht nächtigen, sondern den Platz für eventuell folgende Touren anschauen. Die Bar mit Meerblick lässt uns dann doch nicht ganz kalt und wir kommen nicht um ein kühles Pivo herum – natürlich alkoholfrei, wie es sich für Sportler gehört. Am Himmel brauen sich dunkle Wolken zusammen. Doch so schnell wie die Front gekommen ist, so schnell geht sie auch wieder. Ohne Bedenken starten wir zur Querung nach Cres. Die erste Bucht auf der uns unbekannten Insel ist direkt ein Volltreffer und wir richten die Zelte für die erste Nacht unter dem kroatischen Sternenhimmel.
Am nächsten Morgen machen wir einen kurzen Abstecher nach Norden und schauen uns die kleine Ortschaft Beli an. Der winzige Campingplatz liegt direkt am Wasser, der alte Ortskern deutlich erhaben auf der Steilküste. Gute 110 Höhenmeter später stehen wir auf dem ausgestorbenen Kirchplatz. Hier ist wirklich der Hund begraben. Also steigen wir nach kurzer Ortsbesichtigung wieder ab und, nach einer Kaffepause in der Hafenbar, wieder in die Kajaks, um der Insel weiter in Richtung Süden zu folgen. Nicht nur die Steilküste ist beeindruckend, auch die Vegetation von Cres ist deutlich ausgefallener als die karge Steinwüste auf Krk. Hinter fast jedem Strand gibt es einen kleinen Wald aus Feigenbäumen und immergrünen Bäumen und Sträuchern. Das Highlight sind die seltenen Gänsegeier, die in den Felsen der Ostküste ihre Nester haben. Einer fliegt knapp über unseren Köpfen zurück ins Nest. Wir können im Landeanflug seine Federn im Wind vibrieren hören.
Weitere zwei Nächte verbringen wir mit dem intensiven Gesang unzähliger Zirkaden auf Cres, bevor wir über die Insel Plavnik zurück nach Krk paddeln. Nach einer langen Hitzephase droht ein kräftiger Bora, der berühmteste aller Stürme in der Kvarner Bucht. So wollen wir nicht zu spät wieder auf Krk einlaufen, um auch bei Sturm zurück zu unseren Autos gelangen zu können. Nach kurzer Frustration, leider schaffen wir es nicht mehr zurück nach Nijvice sondern stranden in Baska, feiern wir trotzdem die Entdeckungen der letzten Tage mit einem hervorragendem Abendessen und einer Party am Strand, unserer mit Abstand besten und auch ersten Feier seit Anbruch der Corona-Pandemie…
Bilder und Text: Christian
(Fotos aufgenommen mit der Sony Alpha 7III und dem 24-240 f3,5-6,3 Reisezoom)