Bereits 2019 sind wir Kretas Südwesten abgepaddelt, im Oktober 2021 sind wir erneut auf die größte griechische Insel gereist und haben uns im Rahmen einer Pilottour den Südosten vorgenommen. Wieder war es eine wunderbare Reise, mit tollen Begegnungen und Entdeckungen – auch und vor allem abseits der touristisch ausgetretenen Pfade.
Los ging es 2021 dort, wo wir 2019 geendet haben. Im Ort Plakias, ziemlich mittig auf der langen Südküste Kretas platziert, sind wir in See gestochen. Dabei waren wir heilfroh, dass uns der Zufall genau auf diese nun folgende Woche lenkte. Denn die beiden Wochen vorher waren beherrscht von starken Winden mit teilweise orkanartiken Böen. An eine “normale” Reise wäre bei den Bedingungen nicht zu denken gewesen.
Bilder: Nicht nur mediterran-gechillt: Die Woche vor der Reise war geprägt von diversen Natur-Schauspielen.
Gen Osten
Mit mehr Glück als Verstand ging es für uns bei bestem Wetter los. Das erste Ziel war der Palmenstrand von Preveli. Doch leider ist es diesem berühmten Ort genauso ergangen wie vielen anderen Highlights der Insel. Während der Strand früher ein Geheimtipp war, müssen wir uns nun einen Platz zwischen Gummitieren und Sonnenanbetern ergattern. Lediglich der kleine Fluss, der hier in das Meer mündet, ist eine Oase der Ruhe. Wir paddeln hinein, genießen die vielen Palmen und schauen uns im vorbeigleiten die vielen Wasserschildkröten an, die sich scheinbar an aufdringliche Kajakfahrer gewöhnt haben und sich nicht durch uns vom Sonne tanken abhalten lassen.
Bilder: Die Küste bei Plakias und der Prevelli-Beach.
Über Matala Richtung Tris Ekklisis
Am nächsten Tag nehmen wir Kurs auf Matala. Auch wenn vom Charme der alten Hippie-Siedlung nicht mehr viel übrig geblieben sein soll, seit die griechischen Behörden die berühmten Wohn-Höhlen am Strand räumen ließen. Geschenkt wird uns der Besuch allerdings nicht. Ab Agia Gallini ist das Meer aufgewühlt, ein kräftiger Wind legt sich über die See. Doch wir schaffen es und kaum in die Bucht von Matala eingelaufen, ist es schon wieder windstill. Örtliche Wind-Phänomene sind auf Kreta nichts außergewöhnliches, deshalb ist auf den Wetterbericht in der Regel nicht viel zu geben.
Sofort verfallen wir dem Charme der Ortschaft, den engen Gassen und gemütlichen Tavernen und lassen uns erst einmal für die Mühen belohnen. Nach der Pause in Matala schaffen wir es noch bis zum Martsalos Beach, an dem wir im bunten Restlicht des Sonnenuntergangs unsere Zelte in der Einsamkeit aufbauen.
Bilder: Küste und Sonne zaubern eine wunderbare Stimmung. Auch Kretas Südosten ist einfach nur traumhaft und noch einsamer als der Südwesten.
In Tris Ekklisis müssen wir am nächsten Mittag eine Pause einlegen. Der kleine Ort ist einfach nur zu schnuckelig um ihn links liegen zu lassen. Im Schatten der Tamarisken könnte man wochenlang aufs Meer starren und den Rest der Welt vergessen. Doch wir wollen weiter, noch ist die Zeit nicht reif für die Insel. Kurz vor Tsoutsouros legen wir für die Nacht an, an einem sehr fragwürdigen Ort. Hier schmiegen sich einige verlassene Ferienwohnungen zwischen die Felsen, alles ist verlassen, wir treffen niemanden, auch nicht beim Spaziergang durch den Ort.
Bilder: Völlig einsame Buchten und teilweise verlassene Dörfer, deren Hauptsaison wir scheinbar um einige Monate verpasst haben.
Reiseziel Ierapetra
Die letzte Etappe unserer Reise führt uns nach Ierapetra. Wir können in der Tiefe des lybischen Meeres versinken, die verschiedenen Schattierungen und Blautöne genießen und vereinzelt Fische und Seegurken betrachten. Die Schatten unserer Kajaks gleiten über den Meeresgrund, der hier, bis auf einzelne Seegrasfelder, vor allem aus hellem Sand besteht. Bei bestem Wetter erreichen wir schließlich Ierapetra. Am Strand östlich der Ortschaft können wir die Kajaks liegen lassen, bis wir und die Boote am nächsten Morgen von Kumpel Lutz eingesammelt werden. Doch vorher machen wir die Gassen der Altstadt unsicher, genießen einen kühlen Drink in einer Cocktailbar, bevor es zum Abendessen in eine der gemütlichen Hinterhof-Tavernen geht. Mit dieser wohltuenden Nacht nehmen wir erst einmal Abschied von Kreta. Ohne zu wissen, wann und ob wir mit dem Seekajak noch einmal wiederkommen werden.