Highway through Hellas

Wer Griechenland nur vom Badeurlaub kennt, der glaubt es kaum: Im gebirgigen Hinterland gibt es so viele glasklare Flüsse, dass es unmöglich ist, sie alle in einem Paddelurlaub abzuhaken. Seit wir 2006 angefangen haben in Griechenland zu paddeln, versuchen wir auch immer, neue Flüsse und Abschnitte zu befahren. Schnell wurde uns jedoch klar: Wenn wir das weiterhin so “nebenbei” machen, dann werden sich die weißen Flecken unsere Flusskarte nie mit Inhalt füllen. Deshalb haben wir 2017 einen “Roadtrip zu den uns unbekannten Flüssen Griechenlands” ins Leben gerufen, den wir 2018 wiederholt haben…

Nachdem wir im 2017 weniger Glück mit den Wasserständen hatten, war 2018 alles anders. Die Griechenland-Saison 2018 war der Kracher! Als wir Mitte März mit der Fähre in Igoumenitsa einliefen, leuchteten uns schon in der Morgensonne die schneebedeckten Berge entgegen – Jippijajäh!

Start in Plaka

Also fuhren wir geschwind vom Hafen nach Plaka. Hier haben einige unserer Kajaks überwintert, hier treffen wir uns mit den anderen Teilnehmern. Und da es so gut passt, paddeln Till und Ich uns schnell noch auf Kallaritikos und Arachtos bei perfektem Pegel ein, bevor unsere Mitreisenden einen Tag später zu uns stoßen. Die klassische Zwei-Schluchten-Tour zeigte sich dabei erfrischend wuchtig.

Bilder: Anreise mit der Fähre, Ankunft in Igoumenitsa. Schnell ins Plaka-Camp und dann ab auf den Kallaritios.

Acheron

Am nächsten Tag beladen wir die Leihwagen – alle außer Till und mir sind mit dem Flieger gekommen. Obwohl wir den Acheron schon gut kennen, bauen wir ihn in unsere Reise ein. Denn einen so geilen Wasserstand wie jetzt werden wir so schnell nicht wieder vorfinden. Außerdem ist der Acheron der perfekte Fluss, um sich in Griechenland warm zu fahren. Schluchtig aber fair, bei unserem Wasserstand sogar etwas wuchtig, mit klaren technischen Linien!

Bilder: Die Freunde auf dem Acheron! Und später bei einem leckeren Essen im Acheron Panorama am Ausstieg in Gliki!

Evinos

Der Evinos ist ein Klassiker und vielen Paddlern bekannt – trotzdem haben wir es noch nie geschafft, ihn zu paddeln. Auch diesmal ist er nicht unser primäres Ziel, sondern seine Seitenbäche. Allen voran die Fidakia. Schon lange bin ich heiß auf eine Befahrung. Diesmal sollte es wohl klappen – wenn nicht zu viel Wasser ist. Aber weil wir schon drei Autostunden in den Knochen haben, macht der Auftakt in diesem Gebiet der Koutselos, ein kleiner, glasklarer Fluss im dritten Schwierigkeitsgrad. Auf dem Weg dorthin halten wir am “Evinos Raft Club” in Poros. Wir fragen ob wir am Abend zum Essen kommen können, schnell werden wir auch zum übernachten auf der Dorfwiese eingeladen.

Der Blick von der hoch gelegenen Straße auf Evinos und Koutselos ist richtig gut. Wie im Flug vergehen die dreißig Minuten Shuttle zum Einstieg.

Bilder: Auf dem Koutsalos, die Taverna “Evinos Raft Club” und der Blick von Poros auf den grünen Evinos

Fidakia

Endlich stehen wir am Einstieg. Wildes Kubikschätzen ergibt sieben Kubik – ideal! Dann kann es ja losgehen. Wir steigen ein und sind entzückt. Die Ufer sind gesäumt von Platanen und dichtem Grün. Das Wasser der Fidakia ist klar und schimmert leicht bläulich. So geht es dahin, kleine Stufen und Rutschen wechseln sich mit verblockten Passagen ab. Immer wieder macht der Fluss zu und fließt durch malerische Klammen. Alles ist super entspannt, bis wir an eine weitere Klamm kommen. Ise fährt vor und verbleibt unüblich lange in seinem Kehrwasser, dann steigt er aus und winkt mich heran. Jetzt stehen wir beide dort. Der Blick schweift immer wieder zu den steilen Hängen, dann wieder in die Klamm vor uns – und auf den Baum der quer im Fluss klemmt. Zwangspassage mit Limbo-Einlage. Doch für Limbo ist der Baum viel zu tief, zum drüber fahren zu hoch. Beides scheint nicht ausgeschlossen aber auch nicht sicher möglich. So entschließen wir nach kurzer Diskussion, dass Ise vorfährt und versucht, auf der rechten Seite, dort ist die Lücke zwischen Baum und Wasser größer ist, durchzurollen. Ich mache mich auch startklar, denn sollte was schief gehen, fahre ich linksseitig über den Baum… Toller Plan.

Ise schwimmt. Das mit dem durchrollen sah eigentlich gar nicht schlecht aus, doch ein kurzes Klemmen unter dem Baum veranlasste ihn zum Ausstieg. Sofort schnappt sich Ise sein Boot und rettet sich ans linke Ufer. Ich überlege noch was ich jetzt mache, da rutscht plötzlich Ises Kajak wieder in den Bach. Jetzt also doch. Um keine Zeit zu verlieren, starte ich und fahre links über den Baum. Geschafft! Ich fange das verlorene Boot ein und bringe es an Land. Von meiner erfolgreichen Befahrung motiviert, folgen die anderen der Gruppe meiner Line. Alle kommen unbeschadet hinter der Klamm an. Über Ises Schwimmer wird nicht geredet. Er hat echt Eier bewiesen…

Diese „Kernstelle“ war die letzte Stelle auf der oberen Fidakia. Es wartet die Untere. Doch während unserer Baum-Aktion fing es an zu gewittern. So entschließen wir, an der Brücke zwischen oberer und unterer eine Pause einzulegen. Währenddessen gießt es wie aus Kübeln. Binnen weniger Minuten verfärbt sich die Fidakia braun. Wasserfälle bilden sich an den Ufern und stürzen in den Fluss, Steine poltern auf die Straße. Wir stehen sicher, dennoch sind wir beeindruckt. Nach einer guten Stunde ist das Gewitter durch und hinterlässt einen braunen Fluss mit rund fünfzehn Kubik… Sehr praktisch, denn bei sechs Kubik soll die untere Fidakia unter Umständen etwas zäh und schrabbelig sein. Bei uns ist von beidem nichts zu spüren. Knapp 25 Minuten brauchen wir bis zur Mündung der Fidakia in den Evinos.

Eine weitere halbe Stunde später kommen wir gestoked an der Ausstiegbrücke des Evinos an. Auch er hat seine grüne Farbe eingebüßt und ist kräftig angeschwollen. Und es regnet wieder. Wir sind froh, dass wir Alex und seine Taverne kennen. Er hat uns sogar eine trockenen Bleibe für die Nacht klar gemacht. Mit Rotwein und Grillware klingt ein geiler, durchaus spannender Paddelag aus.

Bilder: Erst klar, dann braun – dss Wasser der Fidakia; Der Tag klingt aus im Evinos Raft Club – mit Hot Tsipouro und Krasi Kokkino!

Krikellopotamos

Mit dem Krikello verhält es sich wie mit dem Acheron. Wir kennen ihn schon – aber nur bei wenig Wasser. Was wir diesmal am Einstieg schätzen, dass ist ungefähr doppelt so viel wie beim letztern Mal. Das wird spannend. Denn der Krikello presst sich nach der ersten, offenen Hälfte durch enge Klammen. Bei dem Wasserstand nicht wenig spannend.

Bilder: Die Fahrt vom Evinos zum Krikello führt durch schroffe, einsame Gebirgslandschaften. Einfach gigantisch. Am Ausstieg des Krikello kann man den Wasserstand schätzen und wunderbar campieren. Wer keine Lust zu kochen hat, der folge dem rechten Seitental, dem Karpenissiotis, fünfzehn Minuten flussauf und speise in der ersten Taverne rechts.

Bilder: Großartiges, nicht soooo einfaches Wildwasser auf dem Krikellopotamos.

Nach dem spannenden Tag auf dem Krikello geht es weiter in Richtung Agrafiotis. Diesen Klassiker kennen wir noch gar nicht, obwohl er schon so oft auf unserer Agenda stand und Nadja immer schon scharf war auf den Höhlen-Abschnitt. Sorry Nadja, aber 2018 schaffen wir es zum Agrafiotis.

Agrafiotis

Wir stehen am Bach. Hier am Einstieg sieht der Fluss extrem boney aus. Obwohl wir mindestens die für den Oberlauf relevante Durchflussmenge haben, dominiert das Felschaos. Doch wo wir schonmal hier sind, steigen wir auch ein. Und sind schnell froh, nicht viel mehr Wasser zu haben. Der vergangene Winter scheint ordentlich im Flussbett gewütet zu haben. Viele Bäume liegen im Fluss, die Durchfahrten sind oft nur schwer zu erkennen. Ein richtig alpines Abenteuer, mit der einen oder anderen mühsamen Umtrage. Nach den ersten zwei Kilometern wird es besser. Wir können flowiger paddeln und gelangen auch schnell zum Highlight, der Höhle. Hier fließt das Wasser einige Meter unterirdisch, durch eine imposante Tropfsteinhöhle. Die Befahrung des Oberlauf ist also bei gutem Wasserstand durchaus lohnend, das wahre Paddelvergnügen begann für uns aber erst nach der ersten Brücke. Durch einen Nebenfluss hat sich das Wasser fast verdoppelt, viele Walzen, Wellen und kleine Stufen sorgten für erfrischendes Wildwasser im dritten Grad. Viel zu schnell endet das schöne Wildwasser vor der nächsten tiefen Klamm. Die sparen wir uns für das nächste Mal auf.

Bilder: Mit dem Land Rover geht es zum Einstieg. Es folgt steiniges Wildwasser, doch nach dem “Tunnel” wird es flowiger. Ein lohnender, anstrengender Tag.

Mit dem Agrafiotis ist unser einwöchiger Roadtrip zu den uns unbekannten Flüssen 2018 fast zu ende. Wir müssen zurück nach Plaka um die Kajaks wieder abzuliefern. Denn die Freunde müssen mit ihren Leihwagen wieder zurück nach Thessaloniki. Wir paddeln noch einmal auf dem Arachtos, dann geht die wunderbare Woche zu Ende. Es folgen weitere vier Wochen Griechenland. Erst zwei in Plaka, dann ein weiterer Roadtrip.

Griechenland 2019

2019 machen wir eine Pause mit dem “Roadtrip zu den uns unbekannten Flüssen”. Dafür haben wir einen Wildwasser-IV-Roadtrip auf dem Peloponnes und in Südgriechenland sowie einen Wildwasser-Drei-Roadtrip zu den Klassikern Nordgriechenlands und drei Wochen Plaka-Camp im Programm.

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