Unsere persönliche Lockdown-Flucht führte uns in diesem Frühjahr 2021 nach Spanien. Was wir auf unserer bisher wunderbaren Reise erlebt haben und noch erleben werden, wollen wir wie gewohnt mit euch hier im Blog teilen. Im ersten Teil geht es um ein kleines Paradies an der spanischen Mittelmeerküste – um die Cabo de Gata.
Vorwort und Anreise
Normalerweise verbringen wir das Frühjahr, zusammen mit zahlreichen motivierten Wildwasserpaddlern, in Griechenland und Korsika. Im diesjährigen Corona-Frühling ist das im Endeffekt nicht möglich. Nach Griechenland können wir aufgrund der harten Maßnahmen nicht reisen. Wer nach Korsika fährt, der hat bei der Rückreise nach Deutschland, bedingt durch die hohen Infektionszahlen Frankreichs, einige Hürden zu bewältigen, unter anderem eine eventuelle Quarantäne, je nach Bundesland. Abgesehen davon, dass eh grad nicht alle in Reiselaune sind, was wir natürlich auch sehr gut verstehen können. Nicht jeder ist schließlich ein Outdoor-Nomade, und wenn daheim der eigene Garten so langsam zu blühen beginnt, kann das eigene zu Hause schließlich ebenfalls eine wunderbare Auszeit bedeuten.
Da sich bereits früh im Winter abgezeichnet hat, dass es um die Kanuschul-Oster-Saison eher schlecht steht, studieren wir seit Dezember die Ein- und Ausreisebeschränkungen sowie die Infektionszahlen und Inzidenzen aller europäischen Ländern. Seit zwanzig Jahren reisen wir im Winter, dieses Jahr wollen wir auch weg. Wir sind es einfach nicht gewohnt, so lange unter einem festen Dach zu verweilen. Wir brauchen das Draußen und die Nächte in der Karre. Und wir wollen auch nicht untätig sein. Auf einer Reise durch eine uns unbekannte Gegend gibt es immer wieder Stoff für neue Artikel. Schließlich fotografieren wir gerne und auch das Schreiben für diverse Magazine zählt zu einem gewissen Teil zu unserem Job. So werden wir auch über die Cabo de Gata im Kajak- sowie im Camping- und Reisemagazin berichten.
Mitte Februar ist es dann endlich so weit, die Zeichen in Spanien stehen auf Lockerung, die Corona-Zahlen gehen steil nach unten. Uns ist bewusst, dass auch Spanien noch mit dem Virus kämpft, doch die Restaurants und Campingplätze sind geöffnet, letztere waren überhaupt in diesem Winter nie behördlich geschlossen. Spanien verspricht zudem gutes Wetter, auch früh im Jahr. Die Menschen im Land sehnen sich nach Normalität und erwarten sehnsüchtig die Touristen, die einen großen Teil ihrer Wirtschaftsleistung bedeuten.
Also machen wir uns Ende Februar auf in Richtung Süden, mit dem aktuellen PCR-Test in der Tasche über die völlig offenen Grenzen durch Frankreich nach Spanien.
(Bilder oben: Erster Stop bei der Anreise in Freiburg, kein Wasser in Navarra, dafür Trails und Sonnenschein)
Schon lange wollen wir die uns unbekannten Gegenden Spanien bereisen. Bisher waren wir lediglich zweimal in Galizien, einmal 2003 und einmal 2013, sowie 2008 in den Pyrenäen zum Wildwasserfahren. Aus Galizien haben wir viele tolle Erinnerungen an Land und Leute mitgebracht, und natürlich an die Tapas und die Flüsse. Die Pyrenäen sind uns weniger im Kopf geblieben, unendlich viel Regen hat uns nach wenigen Tagen aus der Region vertrieben. Alle Flüsse führten extremes Hochwasser.
Diesmal passieren wir die Grenze zu Spanien in den westlichen Ausläufern, den so genannten Atlantik-Pyrenäen. Doch es ist noch frisch im Gebirge und die Flüsse sind weitgehend trocken. So zieht es uns nach ein paar Tagen weiter in den Süden. An die spanische Mittelmeerküste.
Mittelmeer
Doch wie erwartet, sind wir erschrocken über die Bausünden an den unendlich langen Sandstränden, um nicht zu sagen, wir sind geschockt! Hochhäuser in denen die Touristen unterkommen sollen, reihen sich aneinander. Zwischen Valencia und Murcia dasselbe Bild. Nach einer Nacht auf einem Campingplatz flüchten wir zum Mountainbiken ins beschauliche Hinterland. Doch eigentlich wollen wir Meer. Zufällig haben wir Kontakt zu Daniel Uhlig, der gerade sein Glück in Griechenland versucht. Wie auch wir betreibt er eine Kanuschule und ist vom Lockdown stillgelegt. Auch er will die Zeit nicht in Deutschland verbringen und hat einen brandheißen Tipp für uns – die Cabo de Gata.
(Bilder oben: Entlang der Mittelmeerküste findet man immer wieder kleine Freiräume, oftmals werden die schönen Flecken aber von Bausünden überschattet.)
Cabo de Gata
Cabo de Gata – damit können wir nichts anfangen. Aber wenn der Uhlig das sagt, dann muss was dran sein, schließlich ist der doch son Naturbursche. Wir kämpfen uns an der Küsten entlang. Immer der Straße folgend in Richtung Süden. Da wo es zu steil für Hotels oder Ferienanlagen ist, da sieht man, wie schön die Küste Spaniens einmal gewesen sein muss. Dann der Eingang zum Naturpark und Unesco Biosphärenreservat “Cabo de Gata”. Große Schilder am ersten tollen Strand weisen darauf hin, dass wildes Campieren im Wohnmobil hier strengstens verboten ist. Naturschutz und so. Wir sind ein bisschen enttäuscht, schließlich haben wir hier in Spanien noch nicht die besten Erfahrungen mit Campingplätzen gemacht. Es geht ja weniger um die Kohle als um das Feeling. Trotzdem, wir wollen unter diesen Bedingungen niemanden verärgern und fahren weiter nach Las Negras, dort gibt es einen Campingplatz. Und der haut uns von den Socken. Er liegt in einem engen Tal, direkt am Meer und ist natürlich überschaubar gefüllt – drei Autos stehen hier, ansonsten nur ein Aussteiger in Form eines allzeit rauchenden Rastafari, der uns den lieben langen Tag mit Raggae-Mucke beschallt und uns erklärt, warum Corona bei ihm noch nicht so angekommen is – er ließt einfach nix drüber, dann kann auch nicht viel passieren. Hätten das mal alle so gemacht 😉
Ich will es an dieser Stelle gar nicht zu lang machen. Eigentlich wollten wir nur eine oder zwei Nächte bleiben. Schließlich waren wir, mit kurzen Unterbrechungen, knapp zwei Wochen auf dem Campingplatz. Die Cabo de Gata ist ein kleines Paradies zwischen all dem Massentourismus. Auch die alten Fischerdörfer wie Las Negras, Isleta del Moro oder San Jose sind nicht vom Tourismus verschont geblieben, die weiß getünchten Ferienwohnungen und Appartments fügen sich aber ins Bild der Landschaft und vermitteln das Bild vom einigermaßen sanften Tourismus. Hier finden nicht nur Strand- und Sonnenhungrige eine echte Auszeit, viele Aussteiger sind einfach geblieben. In Las Negras oder, ganz ab vom Schuss, in der Bucht von San Pedro.
Wir bleiben in erster Linie um zu Paddeln, mit dem Seekajak im glasklaren Wasser. Oft ist es stürmisch an der steilen Küste, dann pfeifft uns der Wind gehörig um die Ohren. Wenn das Meer sich aber mal beruhigt, dann ist das glasklare bis smaragdene Wasser eine Wohltat für unsere Seele und wir können allerlei Meeresgetier geobachten. Delphine, Muränen, Seesterne, Krebse, Fische…
(Bilder oben: An der Cabo de Gata findet man für Seekajaker paradiesische Zustände vor. Einsame Strände, entspannte Dörfer, kleine Bars und Hinterhof-Tapas-Bars)
Hinterland
Das Hinterland der Cabo de Gata ist trocken, lädt aber in der Vor- und Nachsaison zum radeln und wandern ein. Dass die Cabo de Gata vulkanischen Ursprungs ist, sieht man schon an der Küste. Sie ist einzigartig geformt von gewaltigen Eruptionen. Auf den Wanderungen im Hinterland, zum Beispiel zur riesigen Caldera “Majada Redonda”, die man über einen Pfad durch ein trockenes Bachbett erreicht, ist der Vulkanismus allgegenwärtig. Ein Meer aus Thymian und Oregano begleitet uns entlang grüner Pflanzen, unter anderem Feigen, Kakteen, Palmitos und Agarven.
(Bilder oben: Wandern im Hinterland ist ein Genuss für die Sinne. Das grün der duftenden Pflanzen auf schwarzem Grund vor blauem Himmel. Dazwischen weiße Häuser in urigen Dördern)
Schluss
Für uns ist es nach zwei Wochen an der Cabo de Gata an der Zeit, wieder aufzubrechen. Wir sehnen uns nach Wildwasser. Also beschließen wir, in Richtung Pyrenäen durchzustarten. Natürlich nicht, ohne auf dem Weg ein paar schöne Trails mit dem Mountainbike abzuhaken. Die Mittelmeerküste lassen wir lieber rechts liegen. Die Hochhäuser haben uns bereits auf der Anreise gereicht. Doch es soll da noch so einen Naturpark weiter im Norden geben. Mal sehen, wieviel Zeit wir noch haben bis wir wieder arbeiten können…
(Bilder oben: Ein bisschen biken auf der Reise nach Norden, angekommen in den Pyrenäen. Das erste Wildwasser des Frühjahrs auf dem wunderbaren Rio Gallego.)