Durch die Kvarner Bucht wollten wir, genau wie schon 2015, von Rab aus auf die Insel Krk – und wieder zurück. Das auf der diesjährigen Tour alles ganz anders kam ist eigentlich gar nicht schlimm…
Der Wetterbericht könnte was freundlicher sein. Der ständige Blick auf Wetteronline, Windfinder und DWD macht es aber auch nicht besser. Die ersten Tage unserer diesjährigen Reise durch die Kvarner Bucht stehen unter keinem guten Stern. Ein bisschen Regen und, was viel schlimmer ist, Sturm und Gewitter werden prophezeit.
Trotzdem stechen wir nach dem Beladen der Kajaks auf der Insel Rab in See. Da die ständige Gewitter- und Sturm-Warnung über uns schwebt und wir erst am frühen Nachmittag los kommen, entscheiden wir uns an diesem ersten Tag für eine kurze Tour entlang Rabs Küste. Denn auch für morgen ist düsteres Wetter vorher gesagt – ungewöhnlich für Mitte September in Kroatien. Und dieses wollen wir nicht unbdingt auf einer der unbewohnten Insel in der Kvarner Bucht auswettern. Außerdem ist eine entspannte Tour an der Küste eine gute Möglichkeit, um uns an die beladenen Kajaks und das veränderte Fahrverhalten zu gewöhnen.
Nach ca. einer Stunde paddeln im Nord-Osten der Insel gelangen wir an die Felsküste südlich von Lopar. Der Wind hat das Meer ein bisschen aufgewühlt, Wellen werden von den blanken Felsen reflektiert und wir bekommen ein bisschen Kreuzsee. Ungewohnt für mein kleines Team aus drei Teilnehmern. Andi, Sebastian und Michael haben mit dem Seekajak noch keine Wellen-Erfahrung gesammelt. Trotzdem läuft alles nach Plan. Flott paddeln wir in Richtung Sonnenuntergang an der malerischen Westküste Rabs.
Eine gute Stunde später landen wir in einer kleinen, gut geschützen Bucht an. Hinter dem weißen Kiesstrand befindet sich ein kleines Stück Wiese. Perfekt für unsere vier Zelte.
Wir haben Glück und können regenfrei kochen um anschließend mit einem Blick auf das Meer in unseren Gedanken zu versinken. Nach dem Abendessen und einem verdienten Bierchen verkriechen wir uns in unsere Zelte. Hingegen aller Prognosen bleibt es in der Nacht trocken.
Am nächsten Morgen hängen dunkle Wolken über dem Meer. Während wir frühstücken beginnt es zu tröpfeln. Schnell packen wir die Zelte ein. Bei über zwanzig Grad kommt trotz des Regens keine schlechte Stimmung auf. Über kabbeliges Meer geht es zurück in Richtung Nord-Ost. Wir beschließen die Querung zur vorgelagerten Insel Sv. Grgur. Hier wartet erneut eine Traum-Bucht auf uns. Da wir recht früh anlanden, nutzen wir den Nachmittag um ein bisschen unsere Technik abzugleichen. Zusammen frischen wir unsere Kenntnisse zu den Themen Wiedereinstieg und Kante fahren auf. Sebastian versucht sich auch gleich an der Eskimo-Rolle, die er keine drei Wochen vorher in einem Rollkurs bei Nadja das erste mal geübt und recht schnell auch hinbekommen hat. Mit dem voll beladenen Seekajak klappt es überrschend gut!
Am Abend sitzen wir am Strand und schauen auf die Insel Krk. Ein Unwetter zieht vorbei, Blitze zucken und wir sehen dichten Regen auf Krk nieder gehen. Wir hoffen verschont zu bleiben und können später tatsächlich trocken ins Zelt verschwinden. Kein Regen, kein Sturm, kein Gewitter sucht uns heim. Aber, nur gute sechs Kilometer Luftlinie entfernt, wollten wir gestern abend nicht am Strand gesessen haben…
Glück gehabt. Auch am morgen gibt es keinen Regen. Und der Wetterbericht verspricht strahlend blauen Himmel für den Rest der Woche – was auch nicht ganz korrekt scheint. Noch hängen einige graue Wolken über der Kvarner Bucht. Zwar sind wir in unserem Camp gut geschützt und es ist nahzu windstill – weiter auf dem Meer sieht es aber ganz anders aus. Ich beschließe mal auf den Hügel unserer Insel zu klettern und wage einen Blick in Richtung Privc. Diese Insel ist unser nächstes Ziel. Doch der Kanal zwischen unseren Insel erweist sich heute als Düse. Starke Böen aus Richtung Velebit-Kanal wühlen das Wasser auf. Schaumkronen sind überall zu sehen.
Betrübt berichte ich den Jungs von meiner Entdeckung. Aber bei diesen Bedingungen und bei ablandigem Wind möchte ich die Querung nicht wagen. Der Velebit-Kanal ist die gefährlichste Passage in der Adria, hier kann der gefürchtete Sturm “Bora” mit über 200 km/h auf das Wasser treffen. Und da wir, ganz bora-typisch, Ostwind haben ist die Gefahr zu groß.
Wir entschließen aus der geschützten Bucht zu fahren, ein bisschen in den Wellen zu trainieren und uns den Wind um die Nase pfeifen zu lassen. Danach machen wir allerdings kehrt und fahren, schweren Herzens, zurück Richtung Rab. Denn auch die Wind-Prognose für die nächsten Tage sagt starke Winde aus Richtung Nord, Nordost voraus. Genau die können wir auf unserer geplanten Reise nicht gebrauchen…
Mit Wind und Wellen von hinten werden wir zurück über die freie Wasserfläche in Richtung Rab geleitet. Wir surfen ein bisschen und trainieren das Fahren in Wellen. Hierbei versuchen wir das Kajak über die Kante zu steuern, ohne Hilfe durch die Steueranlage. Schnell erfahren Michael und Sebastian, dass dies bei einem halben Meter Welle von schräg hinten nicht so einfach ist.
Nach dieser Trainingseinheit kommen wir im Nordwesten von Rab an. Wir durchfahren die große Bucht südlich von Lopar und gelangen an die Steilküste im Westen. Da wir uns im Windschatten befinden, ist die See wieder spiegelglatt. So schaffen wir an diesem Tag gute 22 Kilometer und campieren am westlichsten Punkt der Insel. In einem der schönsten Camps unserer Tour.
Das Wetter ist stabil und auch für die nächsten Tage ist kein Sturm mehr angekündigt. Wir beschließen weiter in Richtung Süden zu paddeln. Kurz vor dem Fähranleger am südlichsten Punkt wollen wir uns ein Camp suchen. Denn auf den darauf folgenden 23 Kilometern sind Anlandemöglichkeiten rar gesäht. An der Ostküste wartet eine lange Steilküsten-Etappe auf uns. Durch die ständigen Stürme und durch den Bora im besonderen sind die Inseln der Kvarner Bucht grundsätzlich auf der Ostseite vegetationslos und schroff. Teilweise gibt es keine Anlandemöglichkeit, nicht einmal für eine entspannte Pipipause. Deshalb sollte das Wetter für das abpaddeln der Steilküste wirklich stabil sein.
Die Tagesetappe führt uns Richtung Rab City, die wir nach ca. zehn Kilometern erreichen. Wir beschließen, eine längere Mittagspause einzulegen um uns die berühmte Altstadt anzusehen. Die engen Gassen sind wirklich hübsch, die alten Türme ragen hoch über dem Meer in den Himmel. Mit einem leckeren Eis lässt es sich in den schattigen Gassen gut aushalten.
Nach einem kurzen Einkauf paddeln wir weiter. Es folgt der touristisch überlaufenste Teil der Insel. Uns ist das egal, wir lassen ihn links liegen. Nach weiteren 10 Kilometern wird es wieder einsamer. Kleine Sandstrände säumen das Ufer. Einer davon soll unser Nachtquartier sein. Wir gehen noch eine Runde im Meer schwimmen, bauen die Zelte auf und kochen was leckeres. Das Camp errichten ist mitlerweile zur Routine für uns geworden und geht ruckizucki.
Heute geht es an die Steilküste. Wir beladen die Boote – auch das geht immer flotter – und paddeln los. Nach wenigen Metern ändert sich das Bild der Küste radikal. Keine Strände mehr, kein Bewuchs, nur noch blanker Fels. Wir queren vorsichtig die Einfahrt zum Fähranleger und kommen an den südlichsten Punkt von Rab. Hier ist die Meerenge zwischen dem Festland und Rab nur wenige Kilometer breit. Da wir eine steife Brise haben, wird das Meer hier etwas unruhiger, die Wellen von den steilen Felsen der Insel reflektiert. Auf kabbeliger Kreuzsee fahren wir auf die Ostküse zu. Nach wenigen Kilometern beruhigt sich die See, wir genießen die Ausgesetztheit der Küste und das tiefe, klare Wasser.
Nach gut sechs Kilometern kommt die erste Anlandemöglichkeit in Sicht. Wir sind aber voll im Rhythmus und fahren weiter. Erst nach knapp 20 Kilometern landen wir in einer Traumbucht an. Wenig Sediment im Wasser durch den groben Kiesstrand machen es glasklar. Die Adria schillert in tausend Farben. Wir baden, erst im Meer, dann in der Sonne. Erst als gegen frühen Nachmittag die hohe Felswand hinter uns Schatten auf den Strand wirft, fahren wir weiter. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir Lopar. Hier befindet sich der Campingplatz, an dem wir vor sechs Tagen losgepaddelt sind.
Wir genießen die erste Dusche der Woche und gehen mit Nadja, Lutz und deren Einsteiger-Kurs lecker Essen.