Im Frühjahr 2022 trieb es uns mit einer kleinen motivierten Gruppe an die Küste der wunderschönen Insel Korsika. Obwohl wir schon gute fünfundzwanzig Mal auf der “Ile de la beauté” waren, haben wir ihrer Küste bislang nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Zu beschäftigt waren wir mit dem bergigen Inland und den traumhaften Wildwasser-Flüssen der Insel. Dieses Jahr war es dann so weit. Wir widmeten uns exklusiv der Westküste. Da uns nur sechs Tage zur Verfügung standen und wir unbedingt den südlichsten Punkt der Insel mitnehmen wollten, an dem die Stadt Bonifacio malerisch auf hohen Kreidefelsen thront, starteten wir südlich der Inselhauptstadt Ajaccio zu unserer Reise.
Bilder oben: Los geht es in der malerischen Bucht bei Le Ruppione, hier bietet sich der entspannte Campingplatz “Le Sud” für die Nacht vor der ersten Tagesetappe an. Auch das Abstellen der Fahrzeuge für die Woche ist für die freundlichen Betreiber überhaupt kein Problem. Am Strand, der ein paar hundert Meter vom Camping entfernt ist, gibt es eine Cocktailbar mit herrlichem Blick auf die Bucht, direkt neben dem Campingplatz eine kleine aber feine Pizzeria – so lässt es sich mehr als entspannt in den Urlaub starten.
Bilder oben: Die erste Etappe führte uns knapp vierzig Kilometer entlang der Küste, bis kurz vor den Ort Propriano. Auf dem wunderschönen, naturbelassenen Campingplatz “Chez Antoine” schlagen wir unsere Zelte auf. Zwar bieten sich die zahlreichen malerischen Buchten auch zum wilden Zelten an, doch die vielen Verbotsschilder an den Stränden, vor allem gut ersichtlich vom Wasser aus, lassen uns dann eher auf Campingplätze zurückgreifen, wenn möglich. Ein weiteres Argument für Chez Antoine: Morgens bringt ein netter Bäcker leckere Pain au chocolat 😉
Bilder oben: Der Südwesten Korsikas ist sicher nicht ganz so spektakulär wie das Cap Corse oder der Nordwesten der Insel, doch was wir bei unserer Reise entdeckt haben, ist spektakulärer und zugleich lieblicher, als wir es uns vorgestellt haben. Hinter jedem Kap, hinter jeder Landzunge warten traumhafte Strände, die Strecken zwischen den Buchten sind überschaubar lang, was bei schlechtem Wetter und Sturm besonders wichtig für uns Seekajaker ist. Trotzdem sind die Stein- und Felsformationen einzigartig bizarr. Besonders spektakulär ist für uns die Mündung des Rizzanese, südlich von Propriano. Hier können wir einige hundert Meter vom Meer aus in den Fluss einfahren. Einer der zahlreichen Sandstrände nach dem “Plage de Tizzano” dient uns für diese Nacht als Quartier. Ein Strand ohne Verbotsschild, der in diesem Fall auch alternativlos ist, da jetzt, in der Vorsaison, die Campingplätze an diesem Teil der Küste noch geschlossen sind.
Bilder oben: Weiter im Süden wird die Küste noch schroffer und gibt den Blick auf die hohen Inselberge frei. Spektakulär sind auch die vielen Wachtürme, die sich an der Küste verteilen und den Eindringlingen bereits bei der Anfahrt die Wehrhaftigkeit der Korsen signalisieren. Erst für die nächste Nacht finden wir mit dem Camping Kévano wieder einen geöffneten Platz, der zwar leider nicht direkt am Strand ist, der sich aber trotzdem anbietet, da wir am recht verlassenen Beach unsere Boote ohne Bedenken liegen lassen und den kurzen Weg zum Camping laufen können. Wir verbringen hier einen stürmischen Tag, an dem wir nicht ins Kajak steigen, da Böen bis Stärke acht angesagt sind. Wir nutzen die gewonnene Zeit zum nachholen der Autos und zum entspannen. Der vorletzte Paddeltag treibt uns bis an die Steilküste bei Bonifacio. Doch extreme Böen, die immer stärker werden, zwingen uns aus Sicherheitsgründen zur Umkehr. Dank des zuverlässigen Wetterberichtes haben wir damit schon gerechnet, so hält sich die Enttäuschung in Grenzen und wir freuen uns über den Starkwind, der uns auf dem Rückweg zum Campingplatz ordentlich ins surfen kommen lässt. Am Abend greifen wir dann zum Plan B und fahren mit den Autos nach Bonifacio, um dort am Campinplatz unter zu kommen. Gott sei Dank haben wir vorher reserviert, denn im Gegensatz zum Rest der Insel, ist es hier schon ganz schön voll.
Bilder oben: Am Morgen laufen wir mit den Kajaks los in Richtung Hafen. Hier wollen wir an der Slipanlage, die extra von findigen Korsen für kleine Boote geschaffen wurde, einsetzen. Auf dem Weg dorthin hält neben uns ein Polizeiwagen und ein ziemlich arroganter Polizist rotzt uns entgegen, wir sollen nicht im Hafen einzusetzen und uns stattdessen nach einem Strand umschauen. Da er ohne weitere Erklärung und ohne amtlichen Bescheid abdüst, entscheiden wir, dass der Herr Gendarm wohl nur schlecht geschlafen hat und laufen weiter. Es gibt weit und breit auch gar keinen Strand. Unentdeckt booten wir an der Slipanlage ein und haben einen großartigen Tag an der spektakulären Steilküste – den uns der Doofmann mit seiner Uniform und der schlechten Laune beinahe versaut hätte. Für die Küste rund um Bonifacio sollte man sich Zeit nehmen. Verlässt man den Hafen nach Norden, so warten spektakuläre Grotten und Höhlen, nach Süden die großartigen Sandstein-Klippen mit den absturzgefährdeten Häusern des Ortes. Ganz im Süden ist das Kap Pertusatu mit seinem Leuchtturm, dem kleinen Strand und dem Torbogen aus Stein noch einen Abstecher wert, also nicht zu früh wieder in Richtung Partymeile von Bonifacio umkehren. Aber die Küste wirkt eh deutlich nachhaltiger auf uns, als die überteuerten Gastronomiebetriebe in der durchaus sehenswerten Altstadt von Bonifacio.