Schroffe Berge, blaues Wasser und grüne Wälder. Wer sich diese Zutaten für den perfekten Paddelurlaub wünscht, der denkt immer gleich an tausende Autokilometer. Doch ganz so weit muss es gar nicht sein.
Ins obere Inntal sind es von Dortmund aus knapp 750 Kilometer, gut 300 weniger als zur Soca. Was man dafür bekommt? Wildwasser zwischen dem dritten und fünften Schwierigkeitsgrad, wilde Schluchten und… viel Ruhe!
Gerade in der Nebensaison, vor allem im Juni, ist im Inntal nicht viel los. Hat man die österreich-schweizerische Grenze im Ort Martina überfahren, säumen nur kleine Ortschaften die grünen Hänge.
Unser Lager für einige Tagen im oberen Inntal ist der kleine Campingplatz Arina, im Dorf „Strada“,nur wenige Kilometer hinter der Grenze. Hier gibt es ein Café, einen Dorfladen und sogar einen Geldautomaten. Doch Fränkli braucht es hier gar nicht unbedingt, denn im Laden kann man sogar in Euro zahlen.
Von Strada aus erreicht man schnell die lohnenden Abschnitte des oberen Inn: Die Scoul-, Giarsun-, und Ardez-Schlucht sind maximal dreißig Minuten mit dem Auto entfernt. Diese Schluchten haben im Frühjahr und Frühsommer immer genug Wasser. Wenn es, bedingt durch Schneeschmelze oder Regen, zu viel wird, dann könnten auch die seltener befahrbaren, weil abgeleiteten, Brail und S-Chanf-Abschnitte fahrbar sein.
Bilder: Größtenteils Wildwasser II, mit einigen Stellen WW III. Die Scoul-Schlucht eignet sich auch für fortgeschrittene Einsteiger.
Bilder: Spannendes, verblocktes Wildwasser im oberen dritten Grad auf der Giarsun-Schlucht. Wer mehr will, der fährt am Ausstieg weiter und kann sich auf der Ardez-Schlucht im oberen vierten Grad austoben.
Strecken im Engadin (oberen Inntal)
Giarsun-Schlucht
Lavin bis Ardez
WW III (III+)
Anfangs leicht. Dann zu Beginn der eigentichen Schlucht steigen die Schwierigkeiten an, die Schlucht wird tiefer und schöner. Schroffe Ufer, unübersichtliche Stellen, die aber fast immer mehrere Linien zur Auswahl lassen. Alles kann auf Sicht gefahren werden, wenn man sich traut. Aussteigen, anschauen und umtragen ist aber nie ein Problem.
Ardez-Schlucht
Unterhalb der Ortschaft Ardez bis Straße (Ausstieg kann beim Hochfahren nach Gusto gewählt werden)
WW IV (V)
Wer sich auf der Giarsun warm gefahren hat und mehr will, der fährt am Ausstieg einfach weiter. Es geht von Anfang an recht zügig zur Sache. Verblockte, unübersichtliche Katarakte folgen dicht aufeinander. Im ersten Drittel lauert der “Bockschlitz”, eine enge, steile Passage, die meist links umtragen wird. Danach geht es noch für einige Kilometer im vierten Schwierigkeitsgrad weiter. Erst nach dem Himmelsgucker, einer gut zwei Meter hohen Stufe, wird es langsam leichter. Wer noch nicht genug gepaddelt ist, der hängt die Scoul-Schlucht dran und fährt bis in den Stausee weiter.
Scoul-Schlucht
Beliebiger Einstieg an der Straße nach Ardez bis Stausee
WW II-III
Wenn man ganz oben einsteigt, kurz bevor die Straße sich vom Fluss entfernt, folgen die schwersten Stellen direkt am Anfang und können bei der Anfahrt über die Straße besichtig werden. Vor allem eine malerische Doppelwalze mit Wasserfall im Hintergrund stresst den entspannten Wildwasser-Drei-Paddler unter Umständen… Nach der Stelle ist es aber ruhig, es bleibt viel Platz für die Rettung von Mann und Material :-).
Wenn man die alte Trinkhalle in Tarasp passiert, folgt links eine Bar/Café mit hervorragendem Schokokuchen. Ein alter, zerstückelzter Topo, der von einer Brücke baumelt, dient als Wegweiser zum Café. Danach umfahrt ihr die Ortschaft Scoul. Es folgen noch einige nette Rapids, dann kommt ihr in den neune, völlig ummodellierten Teil der Scoul-Strecke. Die alte Prallwand, die ehemalige Kernstelle der Etappe, ist Geschichte, dafür folgt ein steiniger Katarakt. Gut erkennbar sind die Reste der rieseigen Mure, die den Inn hier umgebaut hat. Gut auf Baum- und Asthindernisse aufpassen. Kiesbankschwälle führen euch zum Ausstieg, teilweise führt es durch Bäume und Sträucher.
Alle Angaben gültig bei MIttelwasser, bis ca. 30 Kubik, Pegel Tarasp, Inn